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Tochter des Lichts

Nurcan Bal

Schreibwerkstatt an der Stadtteilschule Lurup zum Thema "DU HAST DIE WAHL" - Sieger der kreativen Gruppe.


Der sanfte Hauch der schwülen Sommernacht, streichte wie eine Feder um meinen Nacken. Diese leichte kühle Brise fühlte sich besonders schön an, in solch einem heißen Ort wie in der Irakischen Wüste im Sindschar Gebirge. Das Jahr 2014 schien außerordentlich heiß zu sein, denn ich konnte meine runterkullernden Schweißperlen förmlich schmecken. Ich habe es geliebt jede Nacht nach einem harten Tag einfach auf die funkelnden Sterne zu blicken. In dem Licht der Sterne fand ich meine Ruhe und meine Seele schien in Frieden zu sein. Meine Eltern und meine kleine Schwester Rim schliefen bevor ich mich draußen vor die Tür begab. Ich wollte nämlich an diesen Nächten allein sein. Ich habe es geliebt nachts alleine vor der Tür zu sitzen und auf die Milchstraßen zu schauen. Diese Nacht war Vollmond. Der Mond erschien in seiner vollen Pracht, mit ihrem hellen weißen Licht. Nicht mehr lange würde es bis zum nächsten Sonnenaufgang dauern, denn ich sah wie der Himmel sich langsam violett, orange, gelblich färbte. Meine Mutter brachte mir damals in meiner Kindheit folgendes Sprichwort bei; Es ist die Frau die die Sonne gebärt. Es soll so gut heißen, dass man die Frau ehren und respektieren soll. Meine Blicke wendeten sich langsam in Richtung des Horizonts, denn dort sah man die Sonne aufgehen. Es war schon ziemlich spät, so begab ich mich wieder ins Haus. Ich legte mich in mein warmes Bett und schloss meine Augen. Am nächsten Morgen bemerkte ich zwei Hände an meinen Schultern, die an mir schüttelten. Ich zuckte zusammen und erschrak mich. Mutter? Ja, es war meine Mutter. Sie weckte mich, da ich ziemlich lange schlief. Sie hatte mir einen Schrecken eingejagt. Sie wollte aber nur, dass ich aufstehe, damit ich nicht zu spät zur Schule kam. Ich ging aus meinem Bett und griff schnell zu meiner Schuluniform und zog sie hastig über. Ich bürstete meine langen dunkelbraunen Haare. So schnell wie es nur ging rannte ich ins Bad und machte mich fertig für die Schule. Als ich losgehen wollte, rief meine Mutter nach mir und ich blieb stehen. Sie gab mir mein Schulbrot und zugleich einen Kuss auf die Stirn. Nichts liebte ich mehr auf dieser Welt als meine Familie. Meine Eltern taten alles, damit ich überhaupt die Chance hatte, die Schule besuchen zu können. Nachdem meine Mutter mir das Schulessen reichte, machte ich mich auf dem Weg zur Schule. Der Schultag verging heute wie im Fluge. Als ich das Haus wieder betrat, sah ich im Wohnzimmer meine Eltern. Die beiden riefen gleichzeitig nach mir. Sie machten mich darauf aufmerksam, dass der Alte Hasan, unser Nachbar, zu Besuch kam. Er war wie mein eigener Großvater, denn ich kannte ihn von klein auf. Wie gewohnt bin ich zuallererst zu ihn geeilt und griff nach seiner Hand und küsste sie, tat sie dann anschließend auf meine Stirn. Es war normal in unserer Kultur, den älteren Menschen die Hände zu küssen, denn somit erwiesen wir ihnen unseren Respekt. Meinen Eltern küsste ich ebenfalls die Hand. Wie ich bereits sah, hatte meine Mutter zuvor den Cay (Schwarztee) zubereitet, so blieb mir die Arbeit erspart. Mein Vater sagte mir, dass ich mich zwischen meinen Eltern setzen soll und das tat ich auch. Dieser Platz auf dem Sofa so warm, so warm vor liebe. Die Arme meiner Mutter umschlossen mich. Daraufhin packte mein Vater nach meinem Kopf und legte es sich auf die Brust. Ich kannte kein schöneres Gefühl auf dieser Welt, als die Liebe die mir meine Eltern schenkten. Sie sagten den alten Hasan, dass nächste Woche mein 18. Geburtstag sei und fragten ihn, ob er rüber kommen wolle und mit uns diesen Anlass zu zelebrieren. Ebenfalls schwärmte mein Vater von mir. Er schwärmte davon, dass ich ein intelligentes, schönes Mädchen sei auf das er sehr stolz war. Meine Mutter schwärmte von den Kristallblauen Augen, und von den vollen Lippen die ich von meiner Großmutter erbte. Schon damals als Kind spielte sie mit meiner kleinen zierlichen Nase. Meine Eltern gaben mir den Namen Melek (Engel). Da sie schon damals der Meinung waren, dass ich das Ebenbild eines Engels sei. Ich war für sie der Innenbegriff eines perfekten Menschen, jedoch war ich anderer Auffassung. In meinen Augen, war jede Mutter des Dorfes eine perfekte Starke Frau. Denn diese Frauen opferte alles für ihre Kinder. Sobald man die strahlenden Gesichter der Frauen sah, war man erfüllt an Freude. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, denn wie aus dem Nichts, hörte ich ein lautes Geschrei. Es hörte sich an wie meine kleine Schwester Rim. Ich reagierte schnell und rannte zu ihr. Ich fand sie in ihrem Bett auf. Sie schlief womöglich ein als sie nach der Schule nach Hause kam. Sie war das jüngste Familienmitglied, denn sie war bereits 14 Jahre alt. Rim schrie und zuckte. Ich rief drei Mal hintereinander nach ihrem Namen, dennoch wachte sie nicht auf. Was sollte ich nur tun? Ich musste schnell handeln, so packte ich ihre Schultern und rüttelte sie. Sie atmete hastig und öffnete ihre Augen ruckartig. Was war nur los mit Rim? Sie war auf einmal knallrot im Gesicht und ihr Bett war förmlich so Nass wie ein Ozean durch ihren Schweißausbruch. Ich fragte sie was los sei. Aufgewühlt, durcheinander und bruchartig erzählte sie von ihren Albtraum. Rim erzählte mir, dass Männer in unser Dorf kamen und der Himmel sich schwarz färbte. Sie sagte ebenfalls, dass der See und der Brunnen sich Blutrot färbten und keine Menschenseele in Sicht war. Sie war verbittert und allein gelassen im Dorf. Plötzlich brach sie unerwartet in Tränen aus. Sie sagte mir, dass der Albtraum ihr ziemlichen Real vorkam. Sie tat mir ziemlich leid. So nahm ich sie in meine Arme und küsste sie auf die Stirn. Ich versuchte ihr deutlich zu machen, dass das nur ein Traum sei und sie sich deshalb keine Sorgen machen müsse. Ich versuchte sie zu beruhigen. Dies gelang mir Gott sei Dank, denn Rim hatte zu keinem Menschen eine tiefere Bindung als zu mir. Sie vertraute auf meine Worte und umarmte mich. Am nächsten Morgen war Samstag, das hieß trotzdem nicht, dass ich ausschlafen konnte. Ich musste meiner Mutter im Haushalt helfen, da sie schon etwas älter war und nicht viel Belastung abkonnte. Sie hatte oft Atemprobleme, womöglich Asthma. Als ich in die Küche ging und das Frühstück für die Familie vorbereiten wollte, hörte ich einen lauten Knall von draußen. Sowas war ungewöhnlich für ein ruhiges Dorf wie dieses. Ich schaute aus dem Fenster und sah unseren alten Nachbarn Hasan. Warum rannte er durch das Dorf? Aufgrund seines hohen Alters musste er sich doch schonen statt zu rennen. Was war das? Noch ein Knall! Wer war dieser maskierte Mann in dieser schwarzen Kleidung der eine Waffe hielt und auf Hasan zielte? Mein Herz fing an zu rasen. Mein ganzer Körper fing an übermäßig rot zu werden und mein Puls stieg. Ich hatte schreckliche Angst in diesem Moment und ich musste so schnell wie möglich reagieren. Aber mein Körper fühlte sich so schwer an, als sei ich durch Schlangengift gelähmt worden. Ich musste meine Eltern und meine Schwester Rim aufwecken bevor dieser Mann ihnen etwas antat. Ich hoffte, dass der alte Hasan sich noch retten konnte. Ich konnte nichts außer tatenlos zusehen. Schnell musste ich handeln. Ich rannte zuerst ins Zimmer meiner Eltern um sie zu wecken. Als ich die Tür öffnete, standen die beiden vor die Tür, da sie zuvor von den lauten Knallen der Schüsse aufwachten. Rim kam anschließend dazu, als hätten wir sie gerufen. Sie zitterte vor Angst. Wir alle hatten Angst, Angst davor, dass das Leben unserer liebsten genommen wird. Bevor wir es in unserem Keller geschafften haben, traten drei dieser maskierten Männer  unsere Haustür ein und zielten mit ihren Waffen auf uns. Sie brüllten, dass wir mit ihnen mitkommen sollten, weil sie uns sonst erschießen würden. Meine Eltern umklammerten meine Schwester und mich. Ich spürte die Angst meiner Familie. Mein Herz konnte ich förmlich spüren, da es stärker schlug als jeder Donner. Sie führten uns in Richtung des Feldes. Auf dem Weg dorthin, sah ich Hasan. Ich fing an hysterisch zu weinen. Was haben sie nur mit ihm angestellt? Aus welchem Grund? Was wollten diese Männer nur von uns? Hasan wurde erschossen, da er reglos unter einem Blutbad auf dem Boden lag. Das schlimmste in diesen Moment war, dass ich nicht zu ihn konnte. Wie aus dem Nichts kam einer dieser grauenhaften Männer von der Seite und packte meinen Vater am Arm und ging paar Schritte vor uns. Mein Herz klopfte immer schneller und intensiver. Nun waren wir am Feld angelangt. Die anderen Männer unseres Dorfes, befanden sich auch dort. Sie waren alle an einem Fleck. Der maskierte Mann, zerrte meinen Vater zu den anderen Männern. Nun befahl er ihnen, sich gereiht nebeneinander zu stehen. Sie riefen, dass sie zum IS gehören. Warum werden ausgerechnet die Männer in eine Reihe gestellt? Was hatten sie nur mit ihnen vor? Soeben stellten diese Monstren ein Ultimatum. Sie sagten, wer dem IS nicht beitreten wolle, müsse mit seinem Leben bezahlen. So stellten sie die alles entscheidende Frage, in der es um Leben oder Tod ging. Keiner unserer Männer war bereit, sich den IS anzuschließen. Was bedeutete dies aber für unsere Männer? Die Mitglieder des IS befahlen unseren Männern, einschließlich meinem Vater, sich hinzuknien. Die Frauen und Kinder mussten anschließend zusehen was passierte. Ich hörte den ersten Schuss. Ich schloss meine Augen und öffnete sie wieder. Unsere Männer waren noch am Leben. Der Schuss wurde Gott sei Dank nur in den Himmel gezielt. Mein Vater blieb verschont. Auf einmal hörte ich tausend Schüsse. Diese trafen die Männer unseres Dorfes. Meinen Vater trafen sie ebenfalls. Ich fing an nach meinem Vater zu rufen. Ich schrie um mein Leben. Meine Mutter tat es ebenfalls. Rim stand regungslos neben mir. Sie griff nach meiner Hand und der meiner Mutter. Sie wurde bleich und hatte Gänsehaut wie meine Mutter und ich. Ich sah wie mein Vater umfiel. Alles schien wie in Zeitlupe zu vergehen. Ich sah nur noch schwarz vor Augen. Das Blut, welches vergoss, färbte sich ebenfalls schwarz in meinen Augen. Das grausame Lachen dieses schwarz gekleideten Wesens, war das scheußlichste und abstoßendste Geräusch, welches ich je hörte. Ich wollte nur noch aufwachen. Mein sehnlichster Wunsch in diesem Moment war es, das alles nur ein Traum sei. Einer dieser Mörder starrte die ganze Zeit auf meine kleine Schwester Rim. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, welches immer größer wurde. Meine Mutter nahm uns in die Arme und weinte um meinen Vater. Das schreckliche in dieser Sekunde war, dass ich meinen Vater kein letztes Mal mehr in die Arme nehmen konnte. Ich konnte ebenso nicht auf sein entstelltes Gesicht blicken, da es unerträglich für mich war. Der Geschmack meiner Träne war so bitter. So schmeckte wohl der Tod, denn in diesem Augenblick war ich innerlich Tod. Meine Gedanken waren nur an meinem Vater gewidmet. Ich schloss meine Augen erneut in der Hoffnung, dass alles nur ein Albtraum sei. Rim fing an zu schreien und plötzlich fühlte ich ihre Hand nicht mehr. Hastig riss ich meine Augen auf. Dieser Mann mit dem breiten Grinsen, riss uns meine Schwester aus den Händen. Sie versuchte sich zu wehren, denn der Mann schnappte eisenfest nach ihren Armen. Ich eilte zu ihr, doch bekam einen Schlag auf dem Hinterkopf. Am nächsten Tag, wachte ich in einer dunklen Hütte, in den Armen meiner Mutter auf. Ihre süßen Tränen waren ein Segen für mich, denn sie waren das Lebenszeichen meiner Mutter. Es war der letzte Funken Hoffnung. Ich blickte in ihre glasigen Augen. Sie waren so leer. Das einzige wovon die gefüllt waren, war die Trauer. Diese Augen waren so tief schwarz. Ich umarmte sie und umschloss sie um meine Arme. Ich fragte sie wo Rim sei. Sie fing an unerwartet wieder an zu weinen. Meine Mutter sagte mir, dass sie Rim entführt haben. Einer dieser Bestien erwähnte nämlich in Gegenwart meiner Mutter, während ich bewusstlos war, dass wir meine kleine Schwester nie wieder sehen würden. Mein Herz fing wieder an stark zu klopfen, mir wurde kalt und ich hatte Gänsehaut.

Meine Augen wendeten sich langsam nach oben. Ein leichter Strahl, zielte genau auf mich. Durch den Schlitz des holzigen Daches konnte ich das Licht des Mondes sehen. Sollte dies ein Zeichen sein, dass ich weiter Kämpfen soll? Ich schaute um mich herum und sah nur trauernde Frauen und Kinder. Die Tür des dunklen Raumes, öffnete sich langsam. Man konnte vorerst nur große schwarze Stiefel erkennen. Die Tür öffnete sich immer mehr. Einer dieser bärtigen Männer kam in die Hütte und ziele mit dem Maschinengewehr auf uns. Ebenfalls erwähnte er, dass er uns erschießen würde, wenn wir es wagen würden zu fliehen. Ein weiterer Mann betrat den Raum und ging auf eine junge Frau zu. Er packte sie und zerrte sie aus dem Raum, mit den Worten, dass sie nun seine Sklavin sei. Das Mädchen versuchte sich zu wehren, doch der Mann war stärker. Die Frauen und Kinder mussten zuvor zusehen, wie deren Angehörigen vor deren Augen kaltblütig auf bestialische Art und Weise abgeschlachtet wurden. Jetzt mussten sie zusehen wie deren Mütter, Schwestern und Kinder einzeln abgeschleppt werden. War das die Hölle? Nichts war für mich unerträglicher als dabei tatenlos zuzusehen. Nichts lag in meiner Kraft. Ich schaute meine Mutter an uns sagte ihr, dass wir hier raus müssen. Jedoch deutete sie daraufhin, dass dies nahezu unmöglich sei, da wir bewacht wurden. Ich versuchte ihr die nötige Motivation zu geben um sich mit mir auf die Flucht zu begeben. Ich sagte ihr, dass es die eigenen Gedanken seien, die man in schweren Zeiten richtig steuern müsse, denn das sei die Lösung. Stetig an sein Problem zu denken, würde uns nicht vorantreiben. Der Glaube an eine Zukunft, in der wir wieder Leben konnten, würde uns Hoffnung schenken. Meine Mutter starrte nur in die leere voller Wehmut. Man sah ihr den Schmerz an. Die strahlen des Mondes waren das einzige was mit den Halt gab, denn sie erinnerten mich an meine Vergangenheit. Die Zeit verging und ich konnte nicht lange hier sitzen und alles über mich ergehen lassen. Ich griff nach der Hand meiner Mutter und sagte ihr, dass wenn wir den Fluchtversuch verwirklichen würden, wir verlieren könnten aber wenn ihr ihn nicht versuchen würden, schon längst verloren hätten. Ich konnte meine Mutter nicht allein lassen aber musste mich jedoch entscheiden. Noch einmal versuchte ich sie umzustimmen. Ich betonte, dass wir die Flucht durchziehen sollten für Rim und meinen Vater. Das einzige was sie sich jetzt in diesem Moment für uns gewünscht hätten, sei unsere Sicherheit. Sobald ich den Namen meiner Schwester und meines Vaters erwähnte, nickte sie und bestätigte somit, dass sie sich mit mir auf die Flucht begeben wolle. Es war sehr schwer für mich, die anderen Frauen und Kinder zurück zu lassen, denn sie verloren ebenfalls Angehörige. Jetzt stellte sich die Frage, wie wir flüchten sollten. Ich ging zur Tür und schaute durch den Schlitz unserer holzigen Hütte. Ausgerechnet in dem Moment, hörte man Bomben aus wenigen hundert Metern Entfernung. Ich sah wie die Rauchwolken langsam aufstiegen. Einer dieser Barbaren, der als Wache vor unserer abgedunkelten Hütte stand, wurde gerufen. Die Bombe sei anscheinend gegen sie hochgegangen, sonst wäre der Wachmann nicht losgerannt. Das war unsere Chance! Ich griff nach der Hand meiner Mutter und rannte raus. Mein Körper fühlte sich massiv an, als sei es durch Zement am Boden verankert, trotz dessen bündelte ich meine ganze Kraft zusammen. Wir rannten bis zum Brunnen. Zu erkennen waren nur die Ruinen, der Staub, die Leichen und riesen große Blutbäder. Durch den Anblick wurde mein Blut schneller durch meine Wehnen gepumpt und mein Puls stieg, durch das Adrenalin. Hinter den Brunnen blieben wir unbemerkt. Ich nahm einen kühlen Luftzug an meiner Brust wahr. Es waren die Atemzüge meiner Mutter, denn sie war vollkommen erschöpft durch das rennen. Man konnte ihr anmerken, dass die Atemprobleme erneut zum Vorschein kamen. Mit dem Ärmel meines Oberteils, wischte ich ihr den Schweiß von ihrem Gesicht. Für einen kurzen Augenblick schaute ich in die Ferne und sah wie diese Männer in unsere Richtung kamen. Anscheinend bemerkten sie, dass wir davonkamen. Ich atmete tief ein und nahm die Arme meiner Mutter. Wir rannten weiter und immer weiter. Es schien als sei kein Ende in Sicht zu sein. Die Arme meiner Mutter wurden ruckartig schwerer und ich drehte mich um. Sie lag auf dem Boden, da sie kaum noch atmen konnte. In diesem Moment, war ich dermaßen verzweifelt, das ich nicht mehr wusste was ich tun sollte. Ich konnte sie nicht allein lassen, denn sie war der letzte Grund für mich, noch auf diesen Planten zu verweilen. Ich blieb bei ihr und versuchte all das, was in meiner Macht lag. Blitzartig sah ich eine Kugel durch den Kopf meiner Mutter. Ohne ein letztes Wort von ihr zu hören, drang diese Kugel durch ihren Kopf. Ich betrachtete ein letztes Mal ihr wunderschönes Gesicht. Nun stand ich auf und wischte mir die Tränen vom Gesicht. Sie hörten nicht auf zu fließen, als hätte ich einen ganzen See verschluckt. Mir wurde schwarz vor Augen. Ein weißes Licht erschien vor mir. War das der Tod? Meine letzte Kraft wurde mir geraubt, in dem sie mir meine Mutter nahmen. Ich hatte keinen Grund mehr zu leben, denn die letzte Energie fehlte mir. Meine Glieder sanken langsam zu Grunde, mein Körper war unbeweglich, als wäre ich paralysiert und meine Augen schlossen sich langsam aber sicher. Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen erneut denn ein starker Windhauch umschlang mich und tausend Tropfen berührten mein Gesicht. Die Umgebung schien aus meiner Perspektive klarer zu werden. Vor mir erschienen drei Männer in Camouflage und ich zuckte zusammen vor Angst. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mir helfen wollten, denn ich wurde durch Dehydration ohnmächtig und die Männer versuchten mich durch Wasserzufuhr wieder zu Bewusstsein zu bekommen. Mein ganzer Körper war so Nass, als hätte mein Körper tagelang im Brunnen verbracht. Ich wollte hier nur noch weg vor diesen Elend. Diese Männer waren meine Rettung in letzter Sekunde. Sie begleiteten mich in ihr Helikopter und ich stieg ein. Kaum schloss ich meine Augen erneut, hörte ich eine beruhigende, vertraute Stimme nach mir rufen. Ein warmer Körper umklammerte mich, als hätte ich diese wärme seit Jahren schon bei mir gehabt. Meine Augen öffneten sich langsam. Wie durch ein Wunder war es meine Schwester Rim. Sie schaffte es wohl auch zu entkommen. Ich schloss sie in meine Arme und wollte sie nie wieder gehen lassen. Ich schwor mir, sie für immer bei zu behalten und sie zu schützen. Ich wollte sie nie wieder hergeben, denn sie war der letzte Trieb für mich, ein Leben wieder führen zu können. Ich fing erneut an zu weinen aber diesmal vor Freude, meine Schwester bei mir zu haben. Ich durchlebte an jenen Tag, die Hölle, sowie ich sie keinem anderen Menschen wünschen würde, nicht mal meinen schlimmsten Feind. Ich durchlebte einen Tornado der Gefühle, sowie ich es kein zweites Mal durchleben könnte, denn verlassen wurde ich von jenen, die mir Welt bedeuteten. Ab diesen Moment merkte ich mir; Wir leben nur einmal und sterben nur einmal, daher muss man sein Leben in vollen Zügen genießen und mit den Menschen verbringen, die einem alles bedeuten, denn der Tod kommt früh, viel zu früh.