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Am anderen Ende der Welt

Lea Sophie Dörnbrack

Die Siegertexte aus den Workshops  mit dem Thema "UND PLÖTZLICH IST ALLES GANZ ANDERS" an der Stadtteilschule Mitte im Januar 2018.


Dies ist der letzte Aufruf für Emma O`Connor zu dem Flug EM067 nach Queenstown Airport. Ich sitze mittlerweile schon seit 8 Stunden im Flugzeug und meine Gedanken kreisen nur um eins: LIAM. Es ist Jetzt 2 Jahre her, dass wir im Sommer einen Flirt hatten und wenn ich eins mehr wollte, als alles andere, dann war das ihn zu vergessen. Alles was ich weiß ist, dass er eine Surfschule eröffnet hat. Ich habe niemanden davon erzählt. Nichteinmal meiner besten Freundin Isabella. Sie ist immer so hippelig und will Neuigkeiten sofort der ganzen Welt erzählen. Damit meine Eltern davon keinen Wind bekommen, habe ich es lieber gelassen. Aber nun freue ich mich sehr sie endlich mal wieder zu sehen, schließlich haben wir uns eine Menge zu erzählen. Nach 18 Stunden bin ich endlich am Queenstown Airport ankommen und es ist jedes Mal das schönste Gefühl den neuseeländischen Boden zu betreten. Als ich meine Koffer bekommen habe, meine Großeltern begrüßte, sind wir nun auf dem Weg zu ihrem Haus an der Küste. Ich habe Bella nur noch schnell eine Nachricht geschickt, dass wir uns am nächsten Tag um 10 Uhr beim „Morning Sunshine“ Cafe treffen und bin dann ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen wurde ich durch die strahlende Sonne geweckt. Ich habe noch eine halbe Stunde, um mich ein wenig zu schminken und frisch zu machen, obwohl ich normalerweise eher ungeschminkt bin. Ich bin wie immer 5 Minuten vor unserer Verabredung im Cafe und setze mich an unseren Stammplatz. Bella kommt auf die Minute. Das erste was sie macht, ist mich quietschend zu umarmen.„Oh mein Gott! Es ist eine halbe Ewigkeit her, dass ich meine bessere Hälfte gesehen habe. Du musst mir alles erzählen. Wie ist England? Wie ist die Schule und vor allem was machen die Boys?“ fragt Bella aufgedreht. „Ja es ist echt lange her, aber lass uns zuerst bestellen. Ich habe einen riesen hunger.“erwiedere ich. Isabella sieht aus, wie ein anderer Mensch. Sie hat strahlend blaue Augen, dezente Sommersprossen auf ihrer reinen Haut und lange, wellige, braune Haare, die einen perfekten Glanz haben.

 

„Also…“ sage ich.“Es gibt nicht wirklich etwas, dass sich verändert hat. Ich habe viel Zeit für die Schule, aber auch für Freunde. Natürlich kommt keiner an dich heran.“ zwinkere ich.

 

„Und die englischen Boys?“

 

„Da gibt es keinen heißen Kandidaten und bei dir so?“

 

„Das wollte ich dir schon die ganze Zeit erzählen.“ fängt sie an.“Ich hab im Frühling mit der Surfschule angefangen…“

 

Als Bella mir das erzählt muss ich sofort an Liam denken. Was ist, wenn er ihr Schwarm ist?!

 

„Dabei habe ich mich in den Surflehrer verliebt und er sich in mich. Mittlerweile sind wir 6 Monate zusammen und er is wirklich super süß.“schwärmt sie.

 

Mir stockte schon der Atem, als sie seinen Namen erwähnte und  sie angefangen hat zu schwärmen, habe ich abgeschaltet. Was soll ich jetzt tun? Soll ich ihr die Wahrheit sagen und damit ihr ganzen Leben ruinieren, obwohl sie mir nie was getan hat?

 

„Emma, ist alles ok?“, fragte sie mit einem besorgtem Blick.

 

„Ja, alles super. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich um 12 zu Hause sein muss, wegen dem Mittagessen.“

 

„Ok schade, aber wir haben ja zum Glück den ganzen Sommer. Ich dachte, mir du könntest Mal mit zur Surfschule. Liam war einverstanden. Er war so erfreut darüber, dass man denken könnte ihr kennt euch schon, aber das wäre ja verrückt.“

 

„Ja das wäre es wirklich, hahaha.“

 

Nachdem wir unser Frühstück aufgegessen hatten, tue ich so als hätte meine Oma mich angerufen und gesagt ich solle sofort kommen. Natürlich habe ich das nur gemacht damit ich mich voll und ganz auf Liam konzentrieren kann. Ich habe kurz überlegt, ob ich ihm eine Nachricht schreiben soll, aber habe mich dann doch dagegen entschieden und stattdessen werde ich in mein Buch schreiben. Es ist eine Art Tagebuch in das ich nur schreibe, wenn mir was besonderes passiert ist oder ich wütend bin. Doch diesmal funktioniert es nicht. Liam ist die ganze Zeit in meinem Kopf und das einzige was für Klarheit sorgt sind Antworten. Damit ich an diese Antworten gelange, habe ich mich doch dazu entschlossen Liam eine Nachricht zu schicken.Also fing ich an zu tippen…

 

„Hey Liam, ich bin in Queenstown und habe erfahren das du mit Isabella zusammen bist. Sie ist meine BFF und ich will auf gar keinen Fall, dass sie irgendetwas von unserem bedeutungslosen Sommerflirt erfährt.Deshalb werde ich nicht in der Surfschule auftauchen. -Emma“

 

Als ich das hinter mich gebracht habe, gehe ich erstmal duschen, denn langsam kommt der Jetlag durch. Ich verbringe ganze 50 Minuten in der Dusche mit der ein oder anderen Tanzeinlage und als ich fertig ins Bett falle greife ich mein Handy und sehe eine Nachricht von Liam. Ohne zögern öffne ich diese.

 

„Hey Emma, wieso hast du mir solange nichts mehr von dir erzählt? Ich habe das mit uns sehr vermisst und denke wir sollten uns auf jeden fall wieder sehen. xoxo Liam“

 

Als ich das lese, steht mein Mund offen. Wie kann er es wagen zu sagen das er mich vermisst, wenn er in einer Beziehung mit meiner besten Freundin ist?! Ich antworte ihm:

 

„Liam bitte hör auf. Du hast eine Beziehung mit Bella am Laufen mit der sie sehr glücklich ist und es gibt keinen Grund diese aufzugeben.“

 

Für mich steht fest, dass niemand von diesem Flirt erfahren wird, dennoch fällt mir immer wieder auf wie sehr ich an ihn denken muss. Im selben Moment wird eine Nachricht angezeigt. Sie ist von Isabella.

 

„Hey Em, morgen um 9 Uhr bei der Surfschule. Deine Oma fährt dich, sie weiß bescheid. Keine Wiederede, bis morgen…xoxo (PS: Das xoxo hab ich von Liam, er ist so süß.)“

 

Ich versuche gar nicht erst mich rauszureden, denn Bella ist stur. Ich habe gar keine andere Möglichkeit als mitzugehen und dem Freund meiner besten Freundin, der gleichzeitig auch mein Sommerflirt war, in die Augen zu schauen. Am Abend passiert nicht mehr viel und ich schlafe früh ein. Trotzdessen kann ich am nächsten Morgen nicht gut wach werden. Meine Oma fährt mich pünktlich zur Surfschule. Ohne zu bemerken das ich schon in Sichtweite bin, kann ich Isabella in ihrem Neoprenanzug erkennen, den sie nur am Unterkörper trägt, während ihr Oberkörper nur durch ein Bikinioberteil bedeckt ist. Sie hängt bei Liam am Hals, der nur eine Badehose trägt in der sein definiertes Sixpack mehr zur Geltung kommt als alles andere und steckt ihm die Zunge in den Hals. Am liebsten würde ich hingehen und ihr zeigen wie Küssen funktioniert, aber das kann ich auf gar keinen Fall tun. Freundschaft geht vor, Freundschaft geht….

 

„Da ist sie ja.“ unterbricht Isabella meine Gedanken. Ich gehe zu beiden hin. „Guten Morgen.“

 

„Hübsche Freundin hast du.“ sagt Liam zu Bella und ich kann es nich fassen. „Solange ich immer deine Nummer eins bleibe.“ „Aber natürlich süße.“

 

Während wir erst an Land und dann im Meer versuchen zu surfen, lächelt er mir ständig zu. Und um ganz ehrlich zu sein hebt sein Anblick immer wieder Gefühle in mir hervor. Diese nassen Locken mit strahlend blauen Augen und ein Hauch Sommersprossen, harmonieren einfach extrem. Als wir die Stunde hinter uns haben, beschließen wir uns am Abend im Restaurant an der Ecke zu treffen. Das erste was ich mache als ich zuHause ankomme, ist duschen. In der Dusche habe ich normalerweise viel Zeit mir Gedanken zu machen, aber diesmal nicht, denn ich bekomme durchgehend Anrufe. Es scheint wohl dringend zu sein. Als ich fertig geduscht schaue ich nach wer es ist. Isabella.

 

Ich rufe sie zurück und muss gar nicht lange auf eine Antwort warten. Unter Tränen beginnt Bella zu erzählen.

 

„Emma! Liam ist das größte Arschloch. Er hat mit mir schluss gemacht mit dem Grund, dass die Gefühle für jemand anderes stärker sind, aber wer soll dieses Weib denn schon sein?!“ „Beruhige dich Bella, sobald meine Oma mich lässt komme ich zu dir, damit wir Schokoeis essen und du dich ausheulen kannst.“ „Danke Em, du bist einfach immer für mich da.“

 

Natürlich hält meine Oma mich nicht fest, sondern ich beschließe zu Liam zu gehen. Die Adresse kenne ich noch von damals. Liam öffnet mir mit einem Lächeln die Tür, als würde er denke, dass ich vorbei gekommen bin, um zu wiederholen was wir damals hatten und ihm meine Liebe zu gestehen.

 

„Emma, zum Glück bist du gekommen.“

 

„Ist das dein Ernst?!“ falle ich ihm ins Wort.“Was für einen Grund hast du, um mit Isabella schluss zu machen?“

 

„Der Grund bist du Emma.“  Ich kann kaum glauben was ich da gerade aus seinem Mund höre. „Hast du sie noch alle. Ich hab dir doch gesagt, dass ich kaum Kontakt will und nie etwas aus uns werden wird!“ langsam steigert sich meine Wut und die Liebe, aber ich will es nicht zulassen.“Emma ich liebe dich. Deine Blicke lösen Gefühle in mir aus wie nichts anderes. Du bist mir ganze 2 Jahre nicht aus den Kopf gegangen. Es kommt immer wieder vor das ich Dinge erlebe bei welchen ich sofort an dich denken muss und kein Kuss war so gut wie deiner.“ „Stop Liam. Hörst du dir selber eigentlich? Hörst du mir zu? Zwischen uns wird nie wieder etwas laufen und mit dieser Aktion hast du nicht nur mich, sondern auch Bella verloren.“ „Aber…“ „Nchts aber… Auf Wiedersehen Liam.“

 

Bei Bella zu Hause reden wir zuerst alles was sie mit Liam durchgemacht hat. Doch dann kommt das Highlight.

 

„Emma, ich bin schwanger.“ lässt Bella die Bombe platzen.

 

„Bitte was? Wie kann das sein? Noch ein Grund mehr gar nich erst an eine Zunkunft mit Liam zu denken.“ ritscht es mir raus.“Bitte was?Könntest du das wiederholen?“ Mir wird klar, dass ich jetzt Klartext reden muss. Also fange ich an.

 

„Du hast mich schon verstanden. Liam und ich hatten einen Sommerflirt vor 2 Jahren und ich bin der Grund für eure Trennung. Es tut mir leid ok? Aber ich habe gesagt das ich ihn nie wieder sehen will.“ „Ich hab es gewusst. Übrigens das mit der Schwangerschaft war gelogen. Du kleines Miststück! Werd doch glückich mit deinem Liam. Ein Ersatz für dich finde ich bestimmt schnell und für Liam sowieso.“ „Wenn du es auf die Tour machen willst dann bitte, Schönes Leben noch. Arrogantes Stück.“

 

Ich verlasse das Haus und mir wird bewusst, wen ich wirklich brauche. Es ist Liam. Zu Hause entscheide ich meiner kompletten Familie von der Story zu erzählen. Überraschenderweise reagieren alle positiv und ermutigen mich dazu, Liam näher zu kommen und der wahren Liebe zu vertrtauen. Ich schreibe ihm eine Nachricht.

 

„Liam wir müssen uns ganz dringend reden. Bitte stell keine Fragen. Um 21 Uhr am Pier.“

 

Es kommt keine Antwort und ich hoffe sehr ihn zu sehen, als ich 5 Minuten vorher dort bin, überleg ich mir was ich sagen will. Ich sehe ihn und werde nervös.

 

„Liam hör zu, ich habe Bella alles erzählt und sie hat sich als arrogantes Stück rausgestellt. Ich liebe dich genauso  und wollte alles nur nicht zulassen, weil mir die Freundschaft als wichtiger erschien. Abegesehen davon ist eine Fernbeziehung nichts für mich, aber ich habe mein Abitur hinter mir und könnte nach Queenstown zurück kommen.“

 

„Emma ich bin überrascht von dieser Wandlung, aber…“

 

„Warum denn aber? Willst du etwa keine Beziehung mit mir.“ Er zieht sich an mich und küsst mich auf genau die selbe Weise wie er es damals getan. Mit seinen super weichen, vollen Lippen. “ Also starten wir eine gemeinsamen Versuch?“ frage ich mit roten Bäckchen. „Aber natürlich Mrs O`Connor.“ zwinkert er.

 

In der zwischen Zeit bin ich zusammen mit Liam zurück nach England geflogen, denn wir haben große Pläne. Liam und ich wollen eine Weltreise machen, um uns den Ort auszusuchen, an dem wir zusammen unser Leben verbringen wollen. Dazu müssen wir vorher einige ärztliche Untersuchungen durchführen. Als wir im Krankenhaus Blutabgenommen bekommen, werden wir ins Büro gerufen.

 

„Herr Lancaster, wir haben ein beunruhigendes Ergebnis in ihrem Blut gefunden.“

 

„Was denn genau?“ „Es gibt Hinweise auf Leukämie. Allerdings könnten sie trotzdem ihre Reise machen, mit der Gefahr das wir sie danach nicht mehr heilen können.“

 

„Diese Gefahr werde ich eingehen.“sagt er sofort.

 

„Das kannst du doch nicht machen. Es ist eine Gefahr für dich Liam.“sage ich.

 

„Ich werde alles tun damit du und ich glücklich sind und unseren größten Träume in Erfüllung gehen. Auch wenn es meine letzten Tage sind, dann sind es halt die schönsten.“ Vor lauter Emotionen kann ich nichts erwidern und Tränen kullern an meinen Wangen hinunter. Unsere Reise beginnt schon 2 Tage später und es ist die schönste überhaupt. In der ganzen Zeit höre ich kein einziges Mal etwas von Isabella, aber das stört mich nicht, denn alles was mich erfüllt habe ich in diesem Moment: Liam. Unsere Reise vergeht innerhalb von 70 Tagen und dreimal dürft ihr raten, wo wir leben werden. Natürlich in Neuseeland. Bei einem weiteren Arzt kam raus, dass ein Fehler vorliegen musste und nun kann Liam wieder richtig mit seiner Surfschule durchstarten, um unsere eigene Wohnung direkt dahinter finanzieren zu können, während ich medizin studiere und bei ihm aushelfen tue. Alles in allem hat sich mein Leben in dem letztem Jahr vollkommen geändert und ich bin mega glücklich meine Entscheidungen so getroffen zu haben. Denn sehen wir es mal so, durch einen Tiefpunkt kam mein größtes Glück in mein Leben und ich hoffe es werden noch unzählige weitere folgen.