Melina Gäth
Die glücklichen Gewinner des Schreibwettbewerbs „Leben in der Quarantäne“.
Jede*r Gewinner*in erhält einen Buchgutschein über 40 Euro.
Mit geschlossenen Augen lauscht Mia in die Stille. Doch außer der Katze kann sie niemanden hören. Ihre Mama scheint bereits zur Arbeit gegangen zu sein. “Wie spät ist es wohl?” Denkt Mia und dreht sich zu ihrem Nachttisch, auf dem ihr Handy liegt. Als sie ihr Handy berührt leuchtet es auf und Mia ist einen Moment richtig geblendet, denn in ihrem Zimmer ist es noch stockdunkel. “Was??Es ist erst 7 Uhr?” Mia zieht sich die Decke über den Kopf und versucht wieder einzuschlafen. Doch nach einigen Minuten wirft sie die Decke zurück und setzt sich auf die Bettkante. Mit den Füßen sucht sie den Teppich nach ihren Hausschuhen ab. “Aua!” Schreit Mia in die Stille, denn sie hat sich den kleinen Zeh am Nachttisch gestoßen. Mia bleibt noch einige Zeit auf der Bettkante sitzen bis der Zeh nicht mehr so doll weh tut. Ohne Hausschuh läuft sie erst ins Bad, danach dann in die Küche. In der Küche liegt mal wieder ein Zettel, auf dem Mama die blöden Aufgaben schreibt, die sie erledigen soll. “Schon wieder muss ich alles alleine machen.” Denkt Mia als sie den Zettel in die Hand nimmt, der dieses Mal noch länger ist als die Tage zuvor.
“Spülmaschine ausräumen, Altpapier wegbringen, Saugen und dann noch all die Aufgaben für die Schule. Wann soll man denn diese ganzen Sachen machen?”
Traurig lässt sich Mia auf den Küchenstuhl fallen und legt den Kopf auf den Tisch.
“Wann ist das bloß alles vorbei?” Dieser Gedanke geht ihr schon seit Tagen durch den Kopf. Seit über drei Wochen kann sie nicht in die Schule, denn weil sich das Coronavirus überall auf der Welt ausgebreitet hat, wurden alle Schulen geschlossen und niemand weiß wie lange das so bleiben wird. Doch eigentlich ist ihr die Schule nicht so wichtig. Viel schlimmer findet sie es, dass sie ihre Freunde nicht treffen darf. Obwohl sie jeden Tag mit ihrer besten Freundin Lisa über What´s App schreibt oder telefoniert, fühlt sie sich so allein. “Den ganzen Tag bin ich alleine, dabei würde ich so gerne mit Lisa und den Anderen chillen, aber das geht ja nicht. Wie soll ich das bloß aushalten? Und Mama? Die ist immer unterwegs und lässt mich hier alles alleine machen.” Eine Träne läuft über Mias Gesicht. Das macht sie direkt noch wütender, denn sie will nicht weinen. Aber dann passiert es doch. Unter Tränen denkt sie sich: “Irgendwas muss ich doch tun können, damit die Zeit schneller vorbei geht.” Da schleicht ihre Katze Muckel an ihren Füßen vorbei und mauzt.
“Bestimmt hast du Hunger, oder?” Mia steht auf und trocknet ihre Tränen. Auf dem Weg zur Vorratskammer fragt sie sich, wie es wohl den anderen Leuten so geht und was die wohl gegen die Langeweile tun. Lisa hat ihr erzählt, dass sie dann versucht sich mit spannenden Hörbüchern abzulenken, denn nur Hausaufgaben machen hat sie auch keine Lust. Aber Hörbücher mag Mia nicht so gerne und nur Netflix schauen macht ihr auch keinen Spaß mehr. Natürlich könnte sie sich um ihre Aufgaben für die Schule kümmern, aber das kann sie auch später tun.
Nachdem Mia ihre Katze gefüttert hat macht sie sich selbst etwas zum Frühstück und nimmt sich vor erst einmal die Aufgaben von ihrer Mama zu erledigen.
“Lust habe ich zwar nicht, aber Ärger bekommen will ich auch nicht. Schlechte Laune habe ich auch so!”
Nach und nach erledigt Mia ihre Aufgaben.
Als sie gerade ihr Zimmer saugen will, schaut sie zufällig aus dem Fenster. Auf der anderen Straßenseite sieht sie wie ein Mädchen, dass sie schon ein paar Mal in der Schule gesehen hat, sich an ihren Schreibtisch setzt und etwas schreibt. Mia ist wie gefesselt und beobachtet das Mädchen eine Weile. “Was sie da wohl schreibt?” fragt sich Mia. Dabei fällt ihr ein, dass sie auch noch super viele Aufgaben für die Schule zu machen hat.
Als Mia den Staubsauger ausschalten will, sieht sie wie das Mädchen einen Zettel an die Fensterscheibe hält, auf dem folgendes zu lesen ist: “Ist dir auch so langweilig wie mir?”
Mia überlegt, ob sie so tun soll, als ob sie die Nachricht nicht gesehen hat, aber eigentlich ist sie schon neugierig. Denn natürlich ist ihr genauso langweilig wie dem Mädchen auf der anderen Seite.
Sie läuft zu ihrem Schreibtisch, holt Zettel und Stift und schreibt: “Ja! So langweilig war mir noch nie. Hast du eine Idee was ich dagegen machen kann?” “Ich schreibe Briefe an all die Menschen die ich vermisse und meine Mutter bringt sie dann zur Post.” Schreibt das Mädchen auf den nächsten Zettel. Im ersten Moment findet Mia die Idee irgendwie langweilig, aber dann fällt ihr ein wie sehr sie sich immer freut, wenn sie Post von ihrer Oma aus Berlin bekommt.
“Ich könnte meiner Oma ja mal einen Brief schreiben. Bestimmt freut sie sich darüber, denn sie ist ja auch alleine” denkt Mia.
“Das ist eine gute Idee, das werde ich auch machen.” Schreibt Mia auf ihren Block und hält ihn ans Fenster.
Das Mädchen auf der anderen Seite lächelt und Mia winkt ihr zu.
Nach dem Saugen setzt sie sich an den Küchentisch und schreibt ihrer Oma in Berlin einen Brief.
Als ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kommt, kann Mia es kaum erwarten ihr von der Botschaft am Fenster zu erzählen. Ihre Mutter ist sehr glücklich, dass Mia einen schönen Tag hatte.