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Mein Leben in Quarantäne

Marion Meyerhoff

Die glücklichen Gewinner des Schreibwettbewerbs „Leben in der Quarantäne“. 

Jede*r Gewinner*in erhält einen Buchgutschein über 40 Euro.


Jeder Tag ist gleich. Aufstehen, Frühstück, Schulaufgaben, Mittagessen, wieder Schulaufgaben, Handy oder draußen spielen, Abendessen, Fernsehen und aib (unsere Familienabkürzung für „ab ins Bett“). Letztens bei schönem Wetter gingen mein Bruder Ben und ich in den Entwässerungsgraben hinter unserem Garten. Das ist eigentlich verboten, aber es ist kein Wasser drin und die anderen Kinder sind auch dort. Als wir vor ein paar Tagen das letzte Mal im Graben waren, waren Ben und ich ganz alleine dort. Wir waren gerade dabei ein Versteck zu bauen als wir unter Ästen und Laub eine Klappe im Boden fanden. Sie war mit einem alten, rostigen Schloss verriegelt. Zufälligerweise hatte Ben vor ein paar Tagen einen Schlüssel gefunden. Er holte den Schlüssel und steckte ihn rein und das Schloss öffnete sich. Ben hat immer einen Stock dabei, für den Fall der Fälle. Er hielt ihn bereit, während ich die Klappe öffnete. Ein weißes Etwas sprang uns an. Ben hatte seinen Stock schon bereitgehalten, erkannte aber, dass es ein weißer Hase mit blauen Augen war. Nachdem wir uns von dem Schreck erholt hatten, sahen wir eine lange Treppe, die nach unten ins Dunkle führte. Wir diskutierten, ob wir wirklich die Treppe heruntersteigen sollten und wer zuerst geht. Wie immer losten wir mit Ching-Chang-Chong aus und ich hatte verloren und musste vorgehen. Ich suchte mir auch einen Stock und ging vor. Es war sehr dunkel. Als wir die Hälfte von der Treppe geschafft hatten sind wir stehen geblieben. Wir hörten ein zischendes Geräusch. Als wir weitergingen konnten wir Umrisse wahrnehmen. Sie sahen aus, wie eine große Schlange. Als wir unten angekommen waren, hatten wir uns nicht getäuscht, da lag eine riesengroße dreiköpfige Schlange. Sie hatte uns schon bemerkt und richtete sich auf und kam uns entgegen. Ben und ich standen wie angewurzelt auf der Stelle. Genau zum richtigen Zeitpunkt rannten wir rechts an der Schlange vorbei. Die Schlange war groß und stark, aber nicht schnell. Als wir hinter der Schlange waren, sah ich eine Klappe, auf der die Schlange lag. Ben und ich wussten genau was zu tun war. Er öffnete die Klappe und ich sprang drüber. Die Schlange folgte mir und fiel mit voller Wucht in das Loch der Klappe. Ben schlug mit Schmackes die Klappe zu und wir setzten uns auf sie rauf. Wir saßen auf der Klappe und warteten. Nichts passierte. Plötzlich schoss der kleine weiße Hase in die Höhle und brachte einen Schlüssel. Er sagte: „Dieser Schlüssel ist ein Geschenk für euch. Als Dankeschön, dass ihr mich befreit habt.“ Wir nahmen den Schlüssel und der Hase hoppelte weg. Auf einmal entdecken wir eine Tür. Wir gingen zur Tür und steckten den Schlüssel hinein. Die Tür öffnete sich und wir sahen etwas Unglaubliches, wie in einem Traum. Es war ein großer Raum, mit mehreren Sofas und Sitzsäcken, Massagesesseln, eine Bar mit Cola und allen Brausen, die es auf der Welt gibt, eine große Eistruhe und Schalen mit Süßigkeiten, die nie leer wurden, 4 große Fernseher mit Spielekonsolen Ps4, X-box, Switch, Wii-u und alle Spiele, die man als Junge zwischen 10 und 12 Jahren unbedingt haben muss. Im Hintergrund lief Musik, genau nach unserem Geschmack.

Ben und ich guckten uns an. Ich sagte zu ihm: „Oh mein Gott! Das ist das coolste Geheimversteck der Welt! Wir behalten das für uns!“ Ben nickte und ging auf den nächsten Fernseher mit Spielkonsole zu. Wir verbrachten den Rest des Nachmittags dort. Um Punkt 18:00 Uhr ging der Strom aus. Eine Stimme sagte: „Für heute ist Schluss. Morgen könnt ihr gerne wiederkommen.“
Wir machten uns auf den Rückweg, schlossen oben die Klappe ab und legten Äste und Laub wieder darauf und liefen schnell nach Hause. Es gab Abendbrot und Ben und ich konnten es kaum erwarten, am nächsten Tag wieder in unser Geheimversteck zu gehen.

Ende