· 

Zwangsjacke, Trüffel und Tatoo

geschrieben von Sara Ilic.

Es begann alles mit der Geburt von zwei Zwillingen in der Präsidenten Villa. Sie hießen Josh und John. Josh kam 8 Minuten früher auf die Welt. John war ein liebenswerter Junge und hörte auf alles, was man ihm sagte. Josh war ein Tunichtgut und verschwand manchmal einfach so und kam erst spät Abend wieder zurück. Als der Präsident seinen Rücktritt ankündigte, begann ein heftiger Streit zwischen den beiden Brüdern. Wer sollte denn nun den Erben bekommen? Theoretisch Josh, da er älter ist. Doch der Präsident beschloss John den Erben zu übergeben, da er in der Schule gute Arbeit geleistet und Josh nur Blödsinn gemacht hat. Josh war außer sich vor Wut. Unfair war das! Er hätte der rechtmäßige Erbe werden sollen. Am 20. Januar sollte die Inaugurationszeremonie stattfinden und Josh plante die Entführung seines Bruders, des neuen Präsidenten, nämlich am 14. Januar, er hatte etwas Grausames vor.

An dem Tag der Entführung war alles schon vorbereitet: Betäubungsmittel ins Weinglas, in eine Zwangsjacke eingesperrt und ab in den Helikopter. Sie flogen über das tiefblaue Meer, über kleinere einsame Inseln und sie verschwanden im Weiß der großen bauschigen Wolken. Ihr Ankommen und Abgang war so still wie das Plätschern eines kleinen Baches inmitten eines Waldes. Als sie ankamen und endlich wieder Land in Sicht war, wachte auch der Entführte aus seiner Betäubung auf. Er versuchte zu schreien, doch sein Mund war mit einer alten Socke geknebelt. Er rüttelte und schüttelte, dass der Helikopter zu wackeln anfing. „Ruhe da hinten! Willst du, dass ich dich in den Vulkan unter uns werfe!?“, rief Josh nach hinten. John schüttelte den Kopf und stoppte sein Manöver sich zu befreien. „Wir sind bald da.“, sagte Josh. John murmelte: „Ihmm muuhh auhh Tooeettee!“, rief er. Was so viel hieß wie: Ich muss auf Toilette. Josh verstand was er meinte und sagte: „Du willst Präsident werden? Wenn du nicht mal deine Blase in den Griff kriegst, wie willst du dann über ein Land regieren. Wir sind bald in meiner Base angekommen. Und wehe du pinkelst in meine Zwangsjacke, die brauche ich noch.“ Als sie über der Insel von Josh schwebten gab es nichts als einen großen Vulkan und Dschungel. „Warts, ab Würstchen.“, und Josh steuerte den Helikopter direkt in den Vulkan. „Hmmm! HMMM! WASSSS MAAAHHT DUUU?! NIIIHHHT IN DEEN ULLLKAAN!!!“, schrie John. „Entspann´ dich ma´! Alles gut.“ „HHMMM!!!!“, schrie John weiter, je mehr sie sich der glühenden Masse näherten. Als sie eintauchten, rief John „Ihhh hhaabb diichh liieeb Maamaa!“ Und sie glitten durch die Masse hindurch ohne zu schmelzen. Irgendwann landete der Helikopter auf einer Plattform in einer dunklen Höhle. John öffnete die Augen und sagte. „Ihhh biiin jjaa dooch nichht toot!“ „Nein bist du nicht, Speckröllchen.“, sagte Josh, hievte John aus dem Helikopter und legte ihn neben einem Geländemotorrad ab. „Beefreiihhtt duu mihhh-“ „Du nervst mich mit deinem Gefasel.“, unterbrach Josh und holte die alte Socke aus seinem Mund. „Danke.“ „Los gehts, Sahneschnitte. Okay das hört sich komisch an. Los geht’s, Mozzarellastick.“ „Sag doch meinen Namen.“ „Nein, meine Base, meine Regeln. Vielleicht sollte ich dich erstmal mit den Regeln bekanntmachen. Nr. 1: Falle mir niemals ins Wort, 2. Fass nichts an, 3. Du machst alles, was ich dir sage 4. Schlendere nicht in meinen Räumen umher 5. Hinterfrage nichts, was ich tue 6. Schaue nicht in die 5te Schublade meines Badezimmers. Wenn du diese Regeln befolgst wird es ein nicht ganz so schlimmer Aufenthalt für dich. Gehen wir zum Fahrstuhl!“, sagte Josh und hievte John auf seine Schulter. Nachdem sie im obersten Bereich ankamen, John einigen Sicherheitschecks unterzogen, aus der Zwangsjacke befreit wurde und auf dem Klo war rief Josh: „So die letzte Sache wäre dann nur noch ein Glas Sekt! Lass uns feiern!“ John war ein wenig überrascht. Er hatte keine Feier erwartet. „Auf die Bruderschaft!“ „JA!“ Sie wollten gerade trinken, da hielt John inne. „Warte. Du hast doch wohl nicht wieder Betäubungsmittel in meinen Sekt geschüttet, damit du mich in eine Zelle im Keller einsperren kannst oder?“ „Was? Nein! Das würde ich niemals tun!“, winkte Josh ab. Als John ihn immer noch stirnrunzelnd ansah sagte er: „Ah komm schon Mann! Vertraue deinem Bruder ein bisschen!“

Im nächsten Moment wachte John in einer kleinen Zelle im Keller auf. Von der Tür aus hörte er: „Vertraue niemals deinem Bruder!“ John war außer sich vor Wut. Er hätte es wissen müssen, dass dieser kleine Schwachmat ihn reinlegen wollte. Was für eine Feier? Was für eine Bruderschaft? Ihm blieb nichts anderes übrig als sich seinem Schicksal zu stellen. In ihm brannte aber eine wichtige Frage. Er schrie nach Josh und schrie und schrie. Bis dieser zu seiner Zelle gestampft kam. „Wie auch immer, du bist mein Gefangener. Wir führen keinen Smalltalk.“, und er wandte sich zu gehen.  „Warte! Warum hast du mich nicht getötet, wenn du Präsident werden willst?“ „Tja, weil Vater dich sein Leben lang darauf vorbereitet hat und du Dinge weißt, die ich nicht weiß. Ich habe dir einen Chip ins Gehirn gepflanzt damit du mit mir kommunizieren kannst.“, erklärte Josh. „Was?! Wo?“, rief John. „Beruhige dich. Das war nur ein Scherz. Aber es wäre eine gute Idee. Hmm…jedenfalls…du hast eine Art Mini-Headset im Ohr, siehst du. Ich werde dich manchmal Dinge fragen und du sagst mir dann alles okay? Und wenn nicht, wird dein Leben hier drin zu einer Hölle! HAHAHAHAHAHA!“, Josh brach in ein diabolisches Lachen aus und verschwand. Sein Lachen konnte John noch von weitem hören. Wahrscheinlich sind die Wände schon hohl davon geworden.

Josh ging in sein Hauptquartier. Er rief: „Ruby!“ „Ja Sire?“, antwortete die Assistentin. „Verschließe alle Zellen im Keller auf die Hochsicherheitsstufe. Niemand soll ausbrechen können.“ „Erledigt. Noch etwas Sire?“ „Ja. Bereite meinen Mini-Jet vor, durchsuche den Chat meines Bruders und meines Vaters nach wichtigen Regierungsinformationen und bringe mir einen Latte Macchiato mit Eiswürfel geformt wie Jets und einen Hauch Zimt bitte.“, befahl Josh. „Ja Sire. Mini-Jet vorbereitet. Wichtige Dateien im Chat gefunden. Latte Macchiato mit Eiswürfel geformt wie Jets und einen Hauch Zimt ist fertig.“ „Danke Ruby.“, sagte Josh. Ruby ist eine KI-Assistenten, gesteuert von einem Mondsteindiamanten. Er fand ihn in einem Bus von Rentnern. Er öffnete die Dateien, die Ruby aus den Chats gefiltert hat. Zwei Top-Secret-Akten „Das wird mir schon sehr weiterhelfen.“, sagte Josh lächelnd. Er spazierte in sein Badezimmer und rasierte sich um nicht wie ein vernachlässigter alter Sack auszusehen. Er wusch sich die Haare und ließ sie in der frischen Luft seines Badezimmers trocknen. Währenddessen suchte er sich aus seiner Garderobe den vorbereiteten feinen schwarzen Anzug, mit Hemd und Krawatte und ein paar schwarzer polierter Schuhe. Er zog sich an und ging noch einmal ins Badezimmer um seine Haare zu machen. Sie waren noch leicht feucht, wodurch er sie besser stylen konnte. Er schmierte ein wenig Gel auf die Hände und fuhr einige Male durchs Haar, sodass sie auf einer Seite lagen. Nach einem letzten Blick in seinen Standspiegel stieg er in seinen Jet ein. Er lehnte sich zufrieden zurück „Wie gut, dass ich genauso aussehe wie mein Bruder. Ruby, bitte einen kalten alkoholfreien Mai Tai und eine Schüssel Trüffelchips und goldüberzogenes Popcorn.“ Sie flogen von der Insel während John verzweifelt im Keller saß und über seine Existenz nachdachte.

Als Josh im Präsidentenpalast ankam, begrüßten ihn das Kabinett, die Regierung, der Nationale Sicherheitsrat, der Kongress und alle anderen. Josh war es eigentlich nicht wichtig, was er als Präsident zu tun hatte. Er wollte nur den Luxus und das Einfache. Er dachte über nichts nach was er tat und ließ die meisten Dinge von seinen Angestellten lösen. Die Staatsangehörigen aßen in den teuersten Restaurants. Josh bestellte heute ein Wagyu-Beef Burger mit weißen Trüffeln, Foie Gras, uraltem Balsamico-Essig und 23-karätigem Goldstaub. Nach einem langen genüsslichen Abend wurde Josh mit einer weißen Limousine zu seiner Präsidentenvilla gefahren. Groß, weiß, Marmor, königlich - eben präsidentenhaft. Sie befindet sich in einer abgeschiedenen Lage. Die Architektur der Villa ist prächtig, mit eleganten Säulen und einer majestätischen Eingangstür. Im Inneren der Villa finden sich luxuriöse Räume, die mit prunkvollen Möbeln und Kunstwerken ausgestattet sind. Das Schlafzimmer in der Präsidentenvilla ist groß und imposant gestaltet und an ein Arbeitszimmer angeschlossen. Josh ging direkt auf das Arbeitszimmer zu und legte seine Inselkarte in eine Schublade. Auf einmal klingelte es unten an der Tür. Seine Angestellte gab ihm einen Brief. Er war von einer gewissen Grace DuPont. „Unnötig“, dachte Josh und warf den ungelesenen Brief in den Papierkorb.

Am nächsten Tag bekam Josh einen Brief vom Staatsoberhaupt Großbritanniens. Er lautete:

Sehr geehrter Herr Präsident,

ich und mein Staatsrat laden Sie herzlich zu einem staatlichen Ball ein. Sie müssen nichts mitbringen außer Ihrem guten Aussehen. In unserem Ballsaal gibt es genug Versorgung höchster Qualität und Klasse. Es wird Recamières und Fauteuils geben und auch eine Esstafel und Sitzgelegenheiten zum Speisen. Sie sind herzlich eingeladen eine Begleitung mitzunehmen. Es beginnt heute im Breuniger Saal um 19.30. Sie können auch gerne später kommen, wie es Ihnen im präsidentiellen Terminplan passt.

Ich hoffe Sie auf dieses verlockende, amüsante und unterhaltsame Angebot überredet zu haben und Sie heute zu sehen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen

Herr Oberhaupt Britt.

 

Als der Abend des Balles kam, machte sich Josh schick und wurde mit seiner Limousine zum Saal gefahren. Dort wurde er freundlich begrüßt und viele Hände wurden geschüttelt. „Hallo Herr Präsident! Ich lade sie auf einen Drink ein, oder Kaviar! Wie es ihnen passt.“, sagte das Oberhaupt Britanniens. „Am besten beides!“, meinte Josh lachend. Sie gingen redend zu  den Sesseln rüber, tranken einen Drink und genossen eine kleine Dose Beluga-Kaviar. Nach einer Weile kam eine junge Frau auf den Präsidenten zu und sagte: „Mr. Präsident könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?“ Die beiden gingen ein wenig zur Seite und die Frau sagte: „Komm mit.“ Josh gehorchte und folgte ihr durch einen kleinen Gang in einen Raum. „So hier sollten wir sicher sein.“, sagte sie. Sie gab Josh einen lieben Kuss. Josh war verwirrt. „Hast du meinen Brief bekommen?“, fragte sie. „Welchen Brief?“, fragte Josh. „Alles gut hier ist niemand.“ Jetzt wurde sie auch langsam verwirrt. Warum spielte er immer noch mit ihr rum? „Okay jetzt reicht es John. Du musst nicht mehr so tun als kanntest du mich nicht. Ich bin es, Grace.“ „Ach, Grace. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht wiedererkannt habe.“, sagte er schließlich. „Ach John, wie konntest du mich denn nicht mehr wiedererkennen? Wir sind doch schon seit Jahren zusammen.“, schmunzelte Grace. John schien Grace auf eine andere Weise zu kennen. „Ich mache doch nur Scherze.“, erwiderte Josh zögerlich. „Du warst schon immer ein Scherzkeks. Der Ball ist bald vorbei. Wie findest du es, dass wir zu dir in die Präsidentenvilla gehen und ein wenig den Abend genießen?“, fragte Grace. Er nickte. Sie gingen zurück in den Ballsaal, wo die Gentlemen schon auf Josh warteten. Nach einem langen Abend sagte Josh Grace, sie solle um 10Uhr kommen. Als Josh in seiner Villa ankam, verschloss er seine Schlafzimmertür. Niemand sollte sein Telefonat hören. “Hallo John?  Ich brauche deine Hilfe bei einer gewissen Grace.“ „Oh, Grace! Wie geht es ihr?“ „Gut, aber seit wann kennst du sie?“ „Ach es war einfach so. Aber warum willst du etwas von ihr wissen?“ „Weil sie denkt ich bin du. Dummerweis habe ich sie noch nie in meinem Leben gesehen. Deshalb musst du mir helfen.“, erklärte Josh. „Nein, nein, nein! Du hast mir schon meinen Präsidentenposten genommen, meine Freiheit geraubt, mich über meine Existenz nachdenken lassen und jetzt willst du meine Grace stehlen? Auf keinen Fall.“, erwiderte John. „Du hast keine Wahl. Sonst werde ich sie auch in meine Base sperren, in einer abgeschotteten Zelle ganz tief im Keller, noch tiefer als deine.“, drohte Josh. „Nein! Na gut ich erzähle dir etwas von ihr. Aber sobald du Präsident bist, musst du mich sie sehen lassen. Grace ist eine mutige und selbstbewusste Frau. Sie kann auch durchdringend und misstrauisch sein, wenn jemand etwas Falsches sagt oder versucht, sie zu täuschen. Also solltest du besser aufpassen, mit dieser Frau ist nicht zu spaßen.“ „Ja, ja sie wird schon nichts herausfinden. Danke für die Hilfe…Bruder.“, beendete Josh und legte auf. Wie auf die Sekunde perfekt klingelte es unten an der Tür. Josh lief hinunter und öffnete. Es war Grace. „Komm her rein. Lass uns doch in den Whirlpool auf meinem Balkon gehen.“, schlug Josh vor. Josh holte noch etwas Kaviar, Macarons und ein Charcuteriebrett um etwas Appetitliches für zwischendurch zu haben. Zunächst saßen sie nur im Pool, aber dann startete Grace eine Konversation: „Du scheinst mir im Moment ein wenig verwirrt und durch den Wind.“ Josh blickte von seinem Kaviar auf und sagte: „Ach Schätzchen, das ist alles ziemlich neu für mich und ich habe echt viel zu tun weißt du. Aber ich schwöre ich verberge nichts vor dir.“ Grace runzelte die Stirn: „Sicher. Letztens beim Ball dachte ich wirklich du wärst nicht der, für den du dich ausgibst.“ Josh verschluckte sich beinahe an seinem Cracker-Käse-Olivenspieß vom Brett und widersprach, aber auf charmante Weise: „Bärchen, du musst mir jetzt einfach vertrauen.“ „Nenn mich nicht Bärchen!“, fuhr Grace ihn an. Josh erstaunte kurz, ein wenig geschockt und Grace entschuldigte sich gleich danach: „Es tut mir leid. Es ist nur, es ist gerade viel los. Ich komme mit nichts mehr klar und du bist mein Rückzugsort.“ Und sie fing an zu weinen. „Was für eine Heulsuse. Was für ein Klischee.“, dachte er. Ihr Mascara war schon komplett verlaufen. Er nahm sie in den Arm und sagte: „Ist schon gut.“ Sie lösten sich aus der Umarmung und Josh fragte: „Wollen wir jetzt reingehen?“ Grace Augen leuchteten auf: „Ja, lass uns doch unsere Serie weiterschauen, da haben wir uns immer totgelacht.“ Joshs Augen leuchteten auch einmal kurz auf, aber in einem anderen Sinne: „Jaaaa, geh du doch schon mal runter und bereite alles vor.“ Grace ging ins Badezimmer um sich abzutrocknen. Josh rief währenddessen im Arbeitszimmer John an, hier sollte sie nichts mitbekommen. „Hallo John?“ „Hey Bruder.“ „Wir waren gerade ein wenig baden und jetzt wollen wir eine Serie gucken, deshalb rufe ich an.“ „Ach sie meint The Office! Ja das waren noch schöne Zeiten, bis du mich entführt und unter einen Vulkan auf deiner Insel gesperrt hast!“ „Ich muss gehen.“ „Wage es ja nicht mich wegzudrüc-“ Er ging runter und sah Grace mit einer Schüssel Popcorn in der Hand. Wein hatte sie auch. Als Grace die Serie startete fing sie an zu lachen. Josh schaute sie mit finsterem Blick an. „Ich weiß nicht was daran witzig sein soll, es geht um ein Büro, weiter nichts.“ Grace wandte sich ab und schaute weiter. In einer Szene hatte Grace so einen heftigen Lachanfall bekommen, dass sie das Weinglas in ihrer Hand nicht mehr halten konnte. Sie ließ es fallen und es landete auf dem weißen Flausch-Teppich. Grace löste sich aus ihrem Lachkrampf und entschuldigte sich: „Oh mein Gott, es tut mir so leid John! Das wollte ich nicht, ich habe nur gelacht und…“ „Alles gut.“, Josh versuchte es nett. „…dann habe ich meine Hand nicht mehr kontrollieren können…“, redete Grace weiter. „Schon gut. Beruhige dich.“, versuchte es Josh wieder. „…es ist alles meine Schuld und jetzt habe ich dein Teppich versaut und du bist wahrscheinlich sauer auf mich, ich zerstöre einfach alles, es tut mir…“ „HALT DIE KLAPPE! ICH HABE ECHT BESSERES ZU TUN ALS MICH MIT DIR ABZUGEBEN!“ Grace weinte nicht, aber man spürte, dass sie enttäuscht und traurig zugleich war. Wut. Die Luft wurde dick, wie Sirup. Eine unsichtbare aber spürbare Barriere, baute sich zwischen den beiden und Grace ging langsam die Treppen hoch ins Schlafzimmer. An der Tür drehte sie sich nochmal um und sagte: „Wo ist mein John?“ An dem Abend hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Josh hatte sich nicht einmal bemüht es zu versuchen. Alles verschwand, nur die Barriere blieb.

Am nächsten Morgen spürte Grace, dass niemand neben ihr im Bett lag. Sie stand also auf und ging zur Badezimmertür. Bevor sie reinging, hörte sie John sagen: „Das hilft einfach nicht.“ Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen und beobachtete John. Er benutzte ihren Concealer. Was sowieso schon merkwürdig war, aber er schien es auf seinem Nacken aufzutragen. „Hrrmm…John? Was machst du da mit meinem Make-Up?“ Josh erschrak. „Ach, ich wollte schauen ob es funktioniert. Ja, ja, ja funktioniert.“, sagte er hastig zog sein Shirt an und ging ins Wohnzimmer. Grace blieb oben.

So ging es noch in paar Tage, bis zum Tag der Inaugurationszeremonie. Josh machte sich schick, stieg in seine weiße Limousine und wurde zu der Zeremonie gefahren. Es waren die wichtigsten des Staates. Auch sein Vater war da. Es wurde alles live übertragen, sodass jeder zuschauen konnte. Die Gäste wurden begrüßt und man kam zur Rede des Präsidenten: „Sehr verehrte Gäste, Mitglieder und Staatsangehörige. Mein Name ist John Grooth und ich bin Ihr Präsident.“ Dann war das mehr oder weniger ein Blah, Blah, Blah-Moment. Josh sagte noch am Ende: „Ich schwöre, nichts zu verbergen und auf mein Volk zu hören. Ihr könnt mir vertrauen.“ Auf einmal ging die Tür des Saales auf und jemand schrie: „LÜGE!“ Es war Grace DuPont. Neben ihr der echte John. Und noch jemand. Grace rief: „Das ist nicht John. Das ist Josh!“ Alle wurden aufgeregt und tuschelten. „Was fällt dir ein?“, versuchte Josh. „Ich habe Beweise!“ Die Menge erstaunte. Grace, John und der andere gingen auf die Bühne. Der Sicherheitsdienst machte sich schon bereit. „Lasst es mich erklären liebe Angehörige. Es war so… Ich muss euch gestehen, dass John und ich ein Paar sind und das schon seit einigen Jahren. Da bin ich also. Im Ballsaal Breuniger um 19:30. Da sehe ich Josh. Also rufe ich ihn und er tut so als ob er mich nicht kenne. Da wurde mir schon mulmig, aber ich vertraute ihm. Am späteren Abend trafen wir uns. Ich habe ihm von meinem Stress erzählt und dann haben wir uns umarmt. Das war ein anderer komischer Moment, denn ich sah auf seinem Nacken ein kleines Tattoo von einem Vulkan. John hätte sich nie ein Tattoo stechen lassen und wenn hätte er es mir gesagt. Jedenfalls ging ich in sein Badezimmer und wollte mich abtrocknen, da wir im Whirlpool gewesen waren. Ich wollte gerade anfangen, da hörte ich Josh aus seinem Arbeitszimmer, wie er mit jemandem kommunizierte.“ „Das können Sie nicht beweisen!“, rief Josh. „Oh doch das kann ich. Zum Glück habe ich mein Zitiergerät immer dabei, deshalb habe ich es aufgenommen. Hier: ‚…deshalb rufe ich an.‘ ‚Ach sie meint The Office! Ja das waren noch schöne Zeiten, bis du mich entführt und unter einen Vulkan auf deiner Insel gesperrt hast!‘ ‚Jetzt ist…‘ So weit habe ich zugehört und es reichte mir. Wir gingen also runter und schauten die Serie, er hat nicht gelacht, er fand es sogar unwitzig. Das war nicht mein John. Der nächste Punkt hat mir gezeigt, dass es wirklich nicht John war. Ich habe mit Absicht, Wein auf seinen Teppich geschüttet um zu sehen, was seine Reaktion darauf war. Er ist total ausgerastet ich zitiere: ‚HALT DIE KLAPPE! ICH HABE ECHT BESSERES ZU TUN ALS MICH MIT DIR ABZUGEBEN!‘ John würde niemals so reagieren und meine Briefe wirft er niemals weg. Da tat ich so als würde ich nichts wissen und am Morgen versuchte er sein Tattoo zu verdecken. Verwundert war ich darüber aber nicht, weil ich das Tattoo ja schon gesehen hatte. Da lief ich in sein Arbeitszimmer und durchsuchte seine Schubladen nach etwas Brauchbarem. In einer fand ich die Karte einer Insel. Ich wusste ich musste dorthin, denn John war dort bestimmt eingesperrt. Ich rief also meinen besten Freund an, Michael. Er half mir die genauen Koordinaten zu bestimmen um die Insel zu finden. Wir flogen also mit dem Helikopter meines Vaters zu der Insel und tatsächlich war dort ein Vulkan. Wir schmiedeten einen Plan, wie wir unter den Vulkan kamen. Wir untersuchten den Saum, fanden dort aber keinen Eingang. Heute sind wir ein letztes Mal dort hingegangen und wussten, dass wir es durch den Vulkan versuchen mussten. Also sanken wir in ihn hinein und tatsächlich hatte es funktioniert. Zum Glück waren die Stockwerke im Fahrstuhl beschriftet, sodass wir schnell die Zellen finden konnten. Es waren sehr viele Menschen eingesperrt und wir versprachen jedem einzelnen sie zu holen. Dann sahen wir eine abgeschottete Zelle und dort saß er tatsächlich drin. Wir haben uns so gefreut uns endlich wiederzusehen, aber wir hatten keine Zeit, denn wir mussten unser Land vor dem Untergang retten. Wir liefen also zurück in den Hubschrauber und flogen hierhin zurück. Deshalb muss der da…“, sie zeigte auf Josh, „verhaftet werden und John zum Präsidenten gekürt werden.“

Niemand rührte sich, niemand klatschte, nichts, nur Stille und man spürte den Staub von den uralten Dielen. Man hörte einen kleinen Vogel zwitschern, er flog auf Graces Schulter. Dann schrie die Menge stand auf und klatschte. John, Grace und Michael jubelten und alle tobten vor Freude. Josh wütete, doch wurde er schon vom Sicherheitsdienst mitgenommen. Und zur Überraschung aller rief der Vater: „Freiheit!“, und zog seine Haare vom Kopf. Alle lachten, dass der Saal wackelte. Josh war bereits fast nach draußen gebracht, als Grace sagte: „Und übrigens Frauen sind nicht langweilig und unkompetent. Sie können böse Menschen wie dich reinlegen und sie sind stärker als du denkst.“ John rief ihm nach: „Viel Spaß im Knast.“ „Wie kommst du darauf“, fragte Josh. „Ist mir bei deinem Anblick so eingefallen.“ Alle lachten. Es stellte sich heraus, dass John gar kein Interesse daran hatte Präsident zu werden und deshalb wurde Grace DuPont zur neuen Präsidentin des Staates Blignon. Alle lebten glücklich, nur Josh saß in seiner Zelle und verfluchte den Tag, an dem er sich das Tattoo hatte stechen lassen. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0