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Die unmögliche Liebe

geschrieben von Radia. 

 Mein Bruder und ich hatten ein sehr gutes, enges und lustiges Verhältnis. Meine Mutter und sein Vater kamen zusammen, als ich zwei war und er vier war. Unsere Eltern waren unsere Vorbilder. Es fehlte uns nichts im Leben. Alle waren glücklich und zufrieden. Amir war mein Bruder aber wie hatten nicht dieselben Eltern, dennoch war er mein bester Freund und mein Tagebuch. Mama und Farid, sein Vater waren immer glücklich, zu sehen wie gut wir uns verstanden. Im Alter von 12 und 14 fing es an, dass meine Freunde seine Freunde wurden und seine meine. Amir und ich waren unzertrennlich. Wir gingen oft auch alleine mal was schönes essen.

Eines Tages bekam ich so ein komisches Gefühl im Bauch, was ich noch nie zu vor gefühlt hatte. Beschreiben konnte ich es nicht. ‚Mit Ben reden‘ war die erste Idee, die mir in den Kopf wie aus einer Pistole geschossen kam. Doch irgendwas hielt mich davon ab. Warum konnte ich es Amir nicht erzählen ? Hatte Amir auch dasselbe Gefühl oder bin ich heute einfach nur mit den linken Fuß aufgestanden. Ich entschied mich, die Sache zu vergessen.

Eine Woche später. Warum verschwand das Gefühl im Bauch einfach nicht? Sollte ich mit Mama darüber sprechen? Würde sie wissen, was mit mir los war? Was ist, wenn sie mir was sagen würde, was ich gar nicht hören will? Ich erzählte ihr es doch. ,,Mama, ich habe zur Zeit so ein komisches Gefühl im Bauch, sobald ich in der Nähe von Amir bin’’, sagte ich. Mama lachte und fragte: ,,Seit wann hast du dieses komische Gefühl im Bauch?’’ ,,Ämm, seit einer Woche”, sagte ich nuschelnd. Wir führten eine lange Konversation, in der sie mir erklärt hat was genau dieses Gefühl war. Da ich schon 15 war, konnte man es schon ahnen. Ich entschied mich dazu, so zu tun als ob nichts passiert war. Dennoch fiel es mir nicht leicht.

Unsere Lieblings Beschäftigung war es in mein Zimmer die Serie Stranger Things zu schauen. Wo wir es selbstverständlich uns im Bett gemütlich machten. In Staffel 3, Folge 5 wurde alles noch etwas gruseliger, was uns dazu brachte, dass wir zusammen rückten vor Angst. Ich erschrak und Amir sagt mit einem leichten Lachen: ,,Alles gut bei dir? So gruselig ist es jetzt auch nicht.” Antworten konnte ich nicht. Stattdessen genoss ich den Moment, in dem unser Körper einander berührten. ‚Nein, ich darf das nicht. So sollte ich nicht denken, er ist mein Bruder.’ Wir schauten zwei weitere Folgen, ich gab keinen Mucks von mir. In den ganzen zwei Folgen überlegte ich, ob ich mit Amir darüber sprechen soll. ,,Ähmm, Amir ich muss mit dir über etwas Wichtiges reden’‘, sagte ich schüchtern. ,,Schieß los”, sagte Amir chillig. Ich versuchte noch schnell zu überlegen, wie genau ich es ihm sagen sollte. ,,Also, da ist diese eine Sache, die mich seit knapp zwei Wochen beschäftigt“, sagte ich mit einem verknoteten Bauch. ,,Ja?, und die wäre?“, versucht er so langsam wie möglich zu sagen. ,,Ich glaube, dass ich dich nicht mehr als einen Bruder sehe, sondern als jemanden, für den ich etwas empfinde. Ich glaube, du weißt was ich damit sagen will”, sagte ich schnell. Er realisierte nicht was ich sagte. Zögernd dreht er sich zu mir und starrt mich für eine Minute lang an. Wie? Warum? Seit wann? Mit diesen Worten durchbohrte er stumm meine Augen. ,,Nour’’, sagt er. ,,Es tut mir leid, dir es jetzt so sagen zu müssen aber ich würde niemals so über meine Schwester denken und das solltest du auch nicht über deinem Bruder.” Ich saß verblasst da und schaffte es nicht zu antworten. Fünf Minuten vergingen, wir saßen immer noch hier bis Amir aufgestanden ist und mein Zimmer verließ. Warum habe ich es ihm nur gesagt? Wird sich unser Verhältnis jetzt verschlechtern? Braucht er vielleicht einfach nur seine Zeit?

Eine Woche später. Ich ließ ihm Zeit. Wir gingen immer zusammen zur Schule, dass taten wir nun nicht mehr. Freitags schauten wir immer Stranger Things zusammen, was wir auch nicht mehr taten. Ich suchte immer nach seiner Nähe, doch er lehnte dies immer ab. Meine Gefühle zu ihm wurden immer mehr und mehr. Ich hatte das Gefühl zu zerbrechen. Manchmal nach seinen Fußballtraining kam er nach Hause und sah mich in seinem Zimmer die Ps5 spielen, ohne zu zögern schickte er mich sofort raus, was mir mein Herz zerbrach. Wie konnte er mich nur so behandeln! Ich fing an, ein paar mal sein Handy zu durchsuchen, ihn zu belauschen oder ihn zu verfolgen, um zu gucken ob er eine Freundin hat.

Es ging alles so weit, dass er sich entschied mit achtzehn Jahren auszuziehen und eine Auslandsreise nach Amerika zu machen. Nachdem ich das mit bekommen hatte, zerbrach mein Herz in hundert Teile. Das war allein meine Schuld, ich hatte dafür gesorgt, dass er Deutschland verließ. Wegen mir hatte ich keinen Bruder mehr, mit dem ich über alles reden konnte.

Ich liebte ihn vom ganzen Herzen auch wenn wir kein Kontakt mehr hatten.

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